Aktuelle Ausgabe „Leistungssport“

Die aktuelle Ausgabe der vom DOSB herausgegebenen Fachzeitschrift „Leistungssport“ ist erschienen und informiert über neue sportartenübergreifende sowie sportartenspezifische trainingswissenschaftliche und trainingspraktische Beiträge.

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Leistungssport
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Leistungssport

Von sportarten-übergreifender Bedeutung ist der Artikel „Der ‚Relative Age Effect’: Neue Hausaufgaben für den Sport“ von Martin Lames und Mitarbeitern. Unter dem „Relativalterseffekt“ versteht man eine Abweichung der Verteilung der Geburtstage von selektierten Sportlern von deren Verteilung in vergleichbaren Normalpopulationen. Der zunächst nur minimale Entwicklungsvorsprung, den die relativ Älteren haben, kann durch eine biologische Akzeleration verstärkt werden. Außerdem wirken sportliche Erfolge zudem als psychische Verstärker der Motivation. Der sich selbst verstärkende Prozess kann durch Fördermaßnahmen zusätzlich vorangetrieben werden, in deren Genuss jugendliche Sportler im Fall einer ersten Selektion kommen. Jeder Verband sollte seine Auswahlen auf den RAE hin untersuchen und gegebenenfalls sein Fördersystem diskutieren. 

Für alle Sportarten gleichermaßen relevant ist der Beitrag von Paul Schmidt, langjähriger Bundestrainer im DLV und Mitglied im Beirat für Trainer im alten DSB. „Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten - denn Fördern und Fordern bieten noch keinen Sinn!“ ist der Titel seines Artikels über die Sinnsuche im Wettkampfsport. Sinn bedeutet für den Menschen Orientierung für ethisch-moralisches Handeln. Auch als Beispiel und Vorbild für andere, die unerfahren, unschlüssig und auf der Suche nach dem Sinn ihres Tuns sind. Trainer, die bereit sind, ihren Athletinnen und Athleten authentisch Sinn zu vermitteln, werden belohnt, weil sie erkennen, dass zur Entwicklung hochklassiger sportlicher Leistungen noch etwas Höheres gehört als Rekorde. Wer sich auf den Weg begibt, Sinn zu erkennen, sollte methodisches Vorgehen und Geduld investieren - mit zielgerichteten Fragen und mehrfach geprüften Antworten. In diesem Beitrag wird Sinnvermittlung bewusst initiiert. 

Vor vier Jahrzehnten wurde im Hinblick auf die bevorstehenden Olympischen Spiele von München im Jahr 1972 der Bundesausschuß Leistungssport (BA-L) initiiert - ein Gremium, dessen zentrale Aufgabe die Entwicklung und Optimierung der Strukturen des Leistungssports in Deutschland war. In einem Rückblick gemäß des Mottos „Tradition ist Bewahrung des Feuers, nicht Anbetung der Asche“ lassen Helmut Nickel und Christa Kreuzer vier Jahrzehnte Leistungssportentwicklung Revue passieren und spannen den Bogen „Vom „Ausschuss zur wissenschaftlichen und methodischen Förderung des Leistungssports“ zum „Deutschen Olympischen Sportbund“. Der Beitrag befasst sich mit der „Geburtsstunde“ des BA-L, skizziert die bedeutenden einge-schlagenen Entwicklungslinien, erinnert an die handelnden Personen und gibt einen Überblick über das in vier Jahrzehnten bewältigte Aufgabenspektrum.   

Darüber hinaus enthält die Ausgabe die folgenden sportartspezifischen Beiträge: Wolfgang I. Schöllhorn und Mitarbeiter referieren über die Wirksamkeit differenziellen und Mentalen Trainings im Tennis. Der differenzielle Lehr- und Lernansatz geht von sich ständig ändernden und individuell optimalen Techniken aus. Zahlreiche Untersuchungen in anderen Sportarten weisen deutliche Vorteile gegenüber traditionellen trainingsmethodischen Vorgehensweisen auf und empfehlen ein Überdenken der Annahmen traditioneller Trainingsformen. Anhand von zwei Studien wird dargestellt, inwiefern sich der differenzielle Lernansatz auch auf die Sportart Tennis übertragen und inwiefern sich das differenzielle Training durch mentales Training unterstützen lässt. Die „Anwendung eines systemtheoretischen Modellansatzes zur Beschreibung der Leistungsentwicklung während des Trainingsprozesses im Schwimmen und Radfahren“ wird von Nico Ganter und Mitarbeitern thematisiert. Unter der Annahme, dass die Entwicklung der sportlichen Leistungsfähigkeit im Trainingsprozess ein äußerst komplexes Phänomen ist, wird der Versuch unternommen, die Leistungsfähigkeit mit Hilfe eines systemtheoretischen Ansatzes in Anlehnung an ein synergetisches Modell zu beschreiben.  

Maren Witt und Dieter Gohlitz berichten über eine Einzelfallstudie zur Verbesserung der Übertragung von Teilkörperbewegungen in den Gesamtvortrieb beim Gehen. Es wird gezeigt, wie durch eine gezielte Intervention zur Verbesserung des Einsatzes der Rumpfmuskulatur bewegungsstrukturelle Merkmale in der spezifischen Bewegung beeinflusst werden können. Die Intervention erstreckte sich dabei vom allgemeinen Krafttraining über spezifische Imitations-übungen bis hin zu einem spezifischen Messplatztraining. Das Vorgehen erwies sich im Einzelfall als leistungsfördernd und sollte deshalb auf eine größere Gruppe und andere Sportarten übertragen werden.  

Gudrun Fröhner setzt ihre Beitragsserie über die Sicherung der Gesundheit und Belastbarkeit als wesentliche Voraussetzung für Spitzenleistungen im Erwachsenenalter fort und gibt Anregungen für Trainer, Übungsleiter und auch für Sportärzte, die sich im langfristigen Leistungsaufbau engagieren. Die Kampfsportarten Boxen, Judo, Ringen und Fechten stehen in der aktuellen Ausgabe im Mittelpunkt.  Klaus Wirth und Martin Zawieja informieren über „Erfahrungen aus dem Gewichtheben für das leistungssportliche Krafttraining“. Im zweiten Teil der Serie werden Unterschiede in der Periodisierung und Gestaltung des Krafttrainings im Gewichtheben und anderen Sportarten mit hohen Anforderungen an die Schnellkraft behandelt. Schließlich enthält die Ausgabe wie gewohnt ein Trainerinterview. Eva Pfaff sprach mit Toni Innauer, Sportler- und Trainerpersönlichkeit in der internationalen Skisprungszene, über die Geheimnisse erfolgreicher Trainings- und Wettkampfgestaltung.


  • Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Leistungssport
    Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Leistungssport