Das Machen auf zweierlei Art im Schaufenster des Jugendsports

Das dsj-Jugendevent "jugend.macht.sport!" im Rahmen des Turnfestes in Berlin lebt den Grundgedanken von Partizipation und Teilhabe in allen Bereichen.

Nicht immer nur sportlich ging es in der „jugend.macht.sport!-Halle“ zu, hier wurde auch das Tagesvideo gezeigt. Foto: dsj/Jan Papenfuss
Nicht immer nur sportlich ging es in der „jugend.macht.sport!-Halle“ zu, hier wurde auch das Tagesvideo gezeigt. Foto: dsj/Jan Papenfuss

Jeden Nachmittag gegen Viertel vor fünf füllte sich ein weiteres Mal die „Fankurve“ in der Aktionsarena der Messehalle 3.2, in den Tagen des dsj-Jugendevents auf den Motto gebenden Namen „jugend.macht.sport!-Halle“ getauft. Die Blicke gingen zur großen Leinwand, auf der die Zusammenfassung des Geschehens der vergangenen Stunden in bewegten Bildern zu sehen war. Das Tagesvideo, zusammengestellt aus den jüngsten Beiträgen des dsj-Medienteams. Dahinter verbargen sich keine Medienprofis, sondern der wissbegierige Nachwuchs aus den Mitgliedsorganisationen der dsj.

Der filmte, fotografierte, postete und schrieb fleißig über all das, was beim erstmals in das Internationale Deutsche Turnfest eingebetteten dsj-Jugendevent geschah. Das von Fachkräften des Pressenetzwerks für Jugendthemen angeleitete dsj-Medienteam und die Tuju-Reporter von Event-Kooperationspartner Deutschen Turnerjugend, rund 40 junge Engagierte, gaben mit ihren vielen Geschichten, die Turnfest und Jugendevent ihnen erzählten, auch ein anschauliches Beispiel dafür ab, wie die Sportjugend tickt.

„Darin zeigt sich unser Grundgedanke zur Teilhabe und Partizipation von jungen Menschen wunderbar“, erläuterte der dsj-Vorsitzende Jan Holze. „Eine Plattform, die es der Jugend ermöglicht, über die Jugend zu berichten. Die Jugend macht hier unsere Medienarbeit.“ Vom Ergebnis, das auf den verschiedensten Kommunikationskanälen verfolgt werden konnte, war nicht nur Holze begeistert.

Das Mitmachen, konsequent bis hin zur Berichterstattung darüber durchgedacht, bildete den Kern des Jugendevents. Und es war, sicher dank des Turnfest-Rahmens, eine Menge los: Zig-tausende besuchten die Angebote, die 30 Mitgliedsorganisationen in der Halle und am zweiten festen Standort zwei S-Bahn-Stationen weiter im Olympiapark servierten. Da konnte man sich beispielsweise im Rollstuhlbasketball ausprobieren, seine Reaktionsfähigkeit beim Fechten testen, bei den Judokas die Griffkraft messen lassen oder im großen Beachfeld auf 1,5 Tonnen Sand wahlweise Beachvolley- oder -handball spielen. Oder im Olympiabad bei der Kanujugend Kanupolo ausprobieren und anschließend auf der Frauenwiese nebenan mit der Schützenjugend noch ein paar Pfeile schießen.

Andere informierten parallel viel: die Sportjugend Nordrhein-Westfalen über ein Demokratieprojekt oder die Württembergische Sportjugend mit ihrem Rauschbrillenparcours. Und wer irgendetwas wissen wollte, war am dsj-Infostand gut aufgehoben, bekam dort von den dsj-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern neben Rat im Idealfall auch die passende Broschüre mit nach Hause.

Genaue Zahlen liegen nicht vor. Fünfstellig war die Besucherzahl des Jugendevents an jedem Tag, das ganz gewiss. Die Resonanz registrierten die vielen Engagierten an den Ständen mit Freude, ob die Gewichtheber, die Handballer, die Volleyballer oder die Ju-Jutsukas. Genauso war Tenor: Die Kinder und Jugendlichen haben sich beim Jugendevent wohl gefühlt, es genossen. Auch ohne größeres Forschen und Messen darf guten Gewissens bilanziert werden: Alles mehr als im grünen Bereich beim Jugendevent. Junge Menschen (und auch viele Ältere) haben dabei den Kinder- und Jugendsport in seiner ganzen Breite und mit allen Facetten erleben können. Die Sportjugend hatte das Schaufenster des Jugendsports bunt drapiert.

Themenvermittler: die Workshops der dsj academy

Jugend macht Sport – dem Jugendevent-Motto wohnt eine Doppeldeutigkeit inne. Nicht nur das eigene Vergnügen kann damit gemeint sein, auch das Organisieren von Sport für andere. Junges Engagement eben. Die Zukunft des Sports von morgen war mittendrin – 600 Vertreterinnen und Vertreter dieser Spezies, in Klassenräumen des Oberstufenzentrums Körperpflege am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg untergebracht.

„Als größter Jugendverband Deutschlands“, sagte Jan Holze in Berlin, „bietet die dsj mit ihrem Jugendevent jungen Menschen verschiedene Möglichkeiten für Begegnungen und Erlebnisse, die sie weiterbringen und die ihnen Impulse für ihr Leben geben. Als Jugendorganisation haben wir natürlich einen Bildungsanspruch. Den verfolgen wir beim Jugendevent, indem wir beispielsweise in Workshops über Inklusion, Kinderrechte und Dopingprävention reden.“

Diffiziler als das Sporten und Spielen selbst ist es, das alles wirklich jugendgerecht zu organisieren. Wie so vieles Wichtige für das Zusammenleben der Menschen und den Zusammenhalt der Gesellschaft sind nicht alle Ansätze, Projekte und Arbeitsgebiete der Sportjugend einfach und einfach zu erklären – aber nichtsdestoweniger wichtig. So bildeten neben all den Aktionen und Ständen der Mitgliedsorganisation die mehr als 60 anderthalbstündigen Workshops der dsj academy die zweite Säule des Jugendevents.

Ein erfolgreiches Format in vier Feldern – Werte, Engagement, Medien, Kultur – und auch auf Basis des Förderprogramms ZI:EL+ entwickelt. Gerade die für die dsj wichtigen Themen wie Partizipation, Prävention sexualisierter Gewalt, Bildung oder Wertevermittlung fanden dabei gute Resonanz. Auch hier machten die Mitgliedsorganisationen unter der dsj-Regie das Spiel: Sie nutzten diese kreative Plattform, um für sich zu werben. Etwa die Basketballer mit Themen wie „Perspektivwechsel Geflüchtete“ oder „We want you – junge Engagierte gewinnen!“

Ein weiterer Griff in die Workshop-Kiste: Bei ihrer „Rallye“ hatten junge Engagierte im Freiwilligendienst knifflige Aufgaben zu lösen („finde jemanden, der bei Olympia dabei war“ oder „versucht, über Wasser zu gehen“), die zum Teil richtig Überwindung kosteten („finde einen Passanten, der sich Wasser über den Kopf gießen lässt“ oder „bewerbt den Freiwilligendienst im Sport vor Fremden“). Mit anderen ins Gespräch über Freiwilligendienst kommen und Teamgeist schaffen waren zwei der Absichten hinter diesem Spiel, das Freiwilligendienstleistende selbst erarbeitet hatten.

Anna-Lena (19), Sarah (20) und Annika (19) von der Sportjugend Sachsen-Anhalt hat es Spaß gemacht. „Auch die schwierigen Aufgaben“, unterstreicht Sarah. Sie fand es „spannend, dass man sich bei vielen Dingen überwinden musste“. Herausforderung als Antrieb. Nicht ohne Stolz erzählt Sarah, wie sie es hinbekommen haben, tatsächlich „ein Foto auf einem Blaulichtfahrzeug“ zu schießen. Es sei ja gerade nicht im Einsatz gewesen, sagt sie mit einem Schmunzeln. Die drei Freundinnen mit den Sport-Vorlieben Badminton, Speedskating und Bouldern absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Landessportbund, seiner Bildungsstätte und im TSV Dessau. Sie lernten beim Jugendevent Freiwilligendienstleistende aus andere Bundesländern kennen und konnten live spüren, dass sie bei ihrer Aufgabe nicht allein gelassen werden. Für das dsj-Team wiederum war es wertvoll, ungefiltert von der Basis Rückmeldungen zu erhalten und in die Quali-tätssicherungssysteme aufzunehmen.

Oder das academy-Thema Dopingprävention: Jens Keidel, ein Experte aus dem Judobund, führte mit anschaulichen Beispielen und kleinen Zaubertricks in die Dopingmentalität ein. Die betrifft alle und fängt schon bei Getränken an, die einen – laut Werbung – aufs „nächste Level“ bringen. Dabei sei Wasser mit extra Sauerstoff reiner Humbug, bedeutet Keidel. Sein interaktiver Vortrag in der Aktionsarena weckte das Interesse am Thema. Nicht weniger will Keidel erreichen. „Ihr selber“, rief er den jungen Zuschauerinnen und Zuschauer zum Schluss zu, „müsst Entscheidungen treffen. Es geht im Kleinen los. Die Deutsche Sportjugend bietet weitere Informationen an.“

Ein durchaus schwieriges Thema im spaßbetonten Umfeld des Jugendevents, wo auch die Ausbildung zum Juniorbotschafter Dopingprävention beworben wurde. Dennoch macht es nicht immer die Masse. Etliche informierten sich ganz gezielt am dsj-Stand: inhaltlich interessierte Jugendliche ebenso wie Lehrerinnen und Lehrer, die das Thema in ihrem Sportunterricht in die Breite tragen möchten.

Premieren und Highlights: Juniorteam-Challenge und Play-Fair Turniere

Einer der Höhepunkte des Jugendevents und riesiger Erfolg war die erstmals in dieser Form bundesweit durchgeführte Juniorteam-Challenge: eine Idee aus den Verbänden, 2013 von der Sportjugend Nordrhein-Westfalen geboren. 20 Juniorteams der Mitgliedsorganisationen zeigten an neun Sportstationen ihren Teamgeist. Die inklusiv gestalteten Aufgaben waren in der Gruppe zu lösen, und neben der reinen Leistung fielen dabei Zusammenhalt und Kreativität ins Gewicht. Nicht nur hatten die jungen Engagierten wahnsinnig viel Spaß dabei, sie lernten sich zudem näher kennen, hörten von anderen Ideen, verabredeten sich zu weiterführenden Projekten – genau die Ziele wurden damit erreicht, die das Jugendevent insgesamt hatte. Gewonnen hat die Challenge übrigens die Deutsche Handballjugend vor Team Nummer 3 der Sportjugend Schleswig-Holstein und der Saarländischen Sportjugend. Aber nicht nur diese drei Mannschaften durften sich bei der Siegerehrung am Abend in der „jugend.macht.sport!-Schule“ über Preise freuen. Wiederholungen der Juniorteam-Challenge an anderer Stelle sollen bereits in Planung sein, war zu hören.

Eine weitere Premiere bildeten die fünf Play-Fair Turniere, mit denen das Jugendevent in die Stadt Berlin und sogar bis nach Potsdam zog und alle Interessierten zum Mitmachen einlud. Ob beim Rugby, Streetball, Pétanque, Squash und Beachhandball: Hierbei rückten die Werte des Sports in den Vordergrund, wurde demonstriert, was der Sport neben Gewinnen und Verlieren noch leisten kann.

Die Idee stammt aus dem Ultimate Frisbee, wo es stets ein „Spirit“-Siegerteam gibt, und ist simpel: Nach jedem Spiel bewerten sich die Teams gegenseitig anhand von Bewertungsbogen mit mehreren Kategorien. Beispielsweise geht es darum, wie gut das andere Team mit dem eigenen kommuniziert hat, ob es die Regeln eingehalten hat (es wird ohne Schiedsrichter/innen gespielt), ob die Anderen positiv eingestellt waren und so weiter.

Nebenbei bemerkt ist das auch ein Demokratieprojekt: Die Teams müssen gemeinsam besprechen, wie sie bewerten und dafür einen Konsens finden. Vor allem die Jüngeren, so eine Erkenntnis, hatten ihren Spaß daran, dass es nicht nur den Gewinner gibt, sondern einen weiteren Sieger. Die Turnierveranstalter vor Ort nahmen die Play-Fair Turniere positiv auf; es gibt schon Einladungen für Neuauflagen und Überlegungen, die Idee im Schulsport umzusetzen. Die Bereitschaft ist da, sich eingehender damit zu befassen.

Die Tagesvideos des dsj-Medienteams sowie viele weitere seiner mehr als 70 Beiträge sind über die dsj-Internetseite, über Facebook und andere Kanäle auch noch lange nach dem Jugendevent zugänglich.

Das dsj-Jugendevent – jugend.macht.sport! 2017 wurde gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes (KJP).

(Quelle: dsj)


  • Nicht immer nur sportlich ging es in der „jugend.macht.sport!-Halle“ zu, hier wurde auch das Tagesvideo gezeigt. Foto: dsj/Jan Papenfuss
    Nicht immer nur sportlich ging es in der „jugend.macht.sport!-Halle“ zu, hier wurde auch das Tagesvideo gezeigt. Foto: dsj/Jan Papenfuss