Dieter Rebhan gehörte 1952 zu den ersten, die das wieder eingeführte Deutsche Sportabzeichen ablegten. „Ich war einer von 9441 Jugendlichen bundesweit“, berichtet der 78-jährige Hesse, der heute in Hofheim am Taunus lebt. Dabei ist er ganz zufällig zum deutschen Breitensportorden gekommen. „Ich habe damals gesehen, wie eine Sportabzeichen-Gruppe auf der Buchenrode in Frankfurt trainiert hat und habe mich dazu gesellt.“
„Die Bedingungen unter denen wir trainiert haben, sind mit den heutigen nicht vergleichbar“, führt Rebhan aus. „Wir sind auf einer Aschenbahn um den Hockeyplatz gelaufen, und für den Start beim 100-Meter-Sprint haben wir uns kleine Kuhlen gegraben, da wir keine Startblöcke hatten.“ Die Schwimmdisziplin wurde im Schwedlersee im Frankfurter Osthafen abgenommen. „Das hat mich ein wenig Überwindung gekostet, in dem trüben Wasser zu schwimmen“, erinnert sich Rebhan.
„Ein Jahr zu spät dran“
Rebhan zog von Frankfurt nach Bonn und machte 1956 mit 18 Jahren sein erstes Deutsches Sportabzeichen für Erwachsene. Ein Jahr später musste er wegen einer Sportverletzung aussetzen. Seitdem ist er ohne Unterbrechung dabei. „Wegen dieser kleinen Pause bin ich mit meinem 60. Sportabzeichen eigentlich ein Jahr zu spät dran“, lacht Rebhan. „Das stört mich aber nicht wirklich.“
Anfang der 80er-Jahre wurde er Leiter der Leichtathletikabteilung beim TV 1860 Hofheim. Die größten Erfolge feierte er mit dem Verein bei den Deutschen Jugend-Zehnkampf-Meisterschaften 1989, bei denen der TV im Einzel und mit der der Mannschaft jeweils einen zweiten Platz belegte.
1986 machte er die Prüflizenz für das Deutsche Sportabzeichen. Von 1997 bis 2009 war er Sportabzeichen-Obmann im Main-Taunus-Kreis. Vor allem durch stärkere Einbindung der Schulen und Förderung des Familien-Wettbewerbs konnte er die jährlichen Verleihungen von rund 1.100 auf über 2.690 steigern. Die fünfköpfige Familie Rebhan mit ihren drei erfolgreichen Leichtathletik-Jungen war bei den Abnahmen stets dabei. Auch heute steht Rebhan noch zwischen Mai und September jeden Donnerstagabend im Sportpark Heide in Hofheim auf dem Platz, um das Deutsche Sportabzeichen abzunehmen.
Sportabzeichen als medizinisches Barometer
„Als ich mit dem Deutschen Sportabzeichen anfing, hätte ich natürlich nicht geglaubt, dass ich ein Leben lang dabei bleibe“, berichtet Rebhan. „Mich hat am Sportabzeichen immer die Vielfalt fasziniert. Außerdem dient es mir Jahr für Jahr dazu, zu erkennen, wie fit ich noch bin – es ist mein medizinisches Barometer.“ Ein Test, der Jahr für Jahr zeigt, dass Rebhan sogar die Anforderungen für wesentlich jüngere Sportler erfüllt. So hat er bei seinem 60. Sportabzeichen für die 20-Kilometer-Radfahrstrecke lediglich 45 Minuten und sieben Sekunden gebraucht. Seit der Reform des Deutschen Sportabzeichens hat Rebhan jedes Jahr Gold nach Hause gebracht.
Ein Ende seiner ganz besonderen Beziehung zum Deutschen Sportabzeichen ist nicht in Sicht. „Viele machen bei einer runden Zahl Schluss“, sagt Rebhan. „Das habe ich mir nicht vorgenommen, denn das Deutsche Sportabzeichen ist für mich ein Lebensbegleiter. Ich werde es solange absolvieren, wie es meine Gesundheit zulässt.“
(Quelle: Wirkhaus)