Ein Tag gelebter Inklusion

Die Nachfrage ist groß und der Sächsische Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V. (SBV) bemüht sich nach Kräften, das Angebot zu stärken. „Immer mehr Menschen mit Behinderung möchten das Deutsche Sportabzeichen ablegen. Im Sinne der Inklusion ist das eine gute Entwicklung“, meint Christina Böhme, Koordinatorin Aus- und Fortbildung im SBV.

„Der 100. Geburtstag des Deutschen Sportabzeichens im letzten Jahr hat viel Aufmerksamkeit erregt,“ erzählt Christina Böhme. „Ich glaube, dass das und die Reform des Abzeichens etwas in den Köpfen der Menschen bewegt hat. Es gibt mittlerweile viele, die mitmachen möchten und anfragen, wo das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung angeboten wird.“ Doch es gibt noch viel zu tun. Für sie ist klar: „In puncto Inklusion stecken wir noch in den Kinderschuhen und brauchen mehr Prüfer.“

Gemeinsame Sache

Bereits zum zweiten Mal nach der Reform des Breitensportordens 2013 organisierte der SBV in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund Sachsen einen Ausbildungslehrgang für Prüferinnen und Prüfer für das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung. 19 Teilnehmer trafen sich am 21. März beim VfB Hellerau Dresden. „Die Hälfte der Lehrgangskandidaten hatte eine Behinderung“, berichtet Christina Böhme. „Das war ein gelebter Tag der Inklusion. Wir alle wollten etwas gemeinsam: Die Achtung vor dem, was Menschen mit Behinderung leisten können und den Abbau von Vorbehalten.“

Anderssein ist normal

Zuerst gab es eine theoretische Einführung, denn das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung ist komplex. 11 Behinderungsklassen führt der Leistungskatalog auf. Danach wurde das Gelernte in die Praxis umgesetzt. „Dabei konnte man spüren, wie die Verschiedenheit allmählich zur Nomalität wurde“, erinnert sich die Koordinatorin und fügt an: „Genau darum geht es: Es muss selbstverständlich sein, dass das Deutsche Sportabzeichen eine gleiche Rolle spielt, egal ob nun bei Menschen mit oder ohne Behinderung.“

Das Deutsche Sportabzeichen ist vielfältig. Das schätzt auch Christina Böhme. „Gleichzeitig ist der Fitness-Orden nicht einfach so im Vorbeigehen zu schaffen, sondern man muss für die Prüfung trainieren. Schließlich ist es ja ein Leistungsabzeichen.“

Menschen mit Einsatz gefragt

Herzblut schadet nie. Vor allem nicht beim Deutschen Sportabzeichen. „Rührige Übungsleiter und aufmerksame Vereinsvorstände sind nötig. Denn das
Sportabzeichen will gelebt werden. Es bedarf Menschen, die sich mit dem Sportorden identifizieren und sich für ihn einsetzen. Diese Multiplikatoren sind unglaublich wichtig, um den Gedanken Sportabzeichen weiterzutragen und ein Netzwerk von Prüfern in ganz Sachsen aufzubauen“, ist sich Böhme sicher.

Am Ende des Tages hatten alle Teilnehmer die Prüferlizenz erworben. In Sachsen gibt es jetzt 40 Abnahmeberechtigte für die Prüfungen zum Deutschen Sportabzeichen für Menschen mit geistiger und / oder körperlicher Behinderung.  „Um die Vielfalt des Sportabzeichens umzusetzen, sollten noch mehr Menschen die Prüfberechtigung erwerben“, meint Christina Böhme. Ein gutes Vorbild ist dabei einer der frisch gebackenen Absolventen: „Er wollte gleich am nächsten Tag loslegen“, freut sie sich.  

(Quelle: wirkhaus)