Leidenschaft für das Deutsche Sportabzeichen

„Es ist ganz einfach: Wenn es keinen Spaß machen würde, würde ich das auch nicht machen“, erklärt Helge Gutting. Was dem 70-jährigen Sportler des Turnerbundes Emmendingen im Südwesten von Baden-Württemberg seit 39 Jahren so viel Freude bereitet, ist das Deutsche Sportabzeichen. „Alles fing an, als 1976 ein Redakteur der Lokalpresse unseren Verein ansprach, weil er über etwas Besonderes berichten wollte. Und das Sportabzeichen ist doch eben etwas Besonderes“, erinnert sich Helge Gutting, der sich noch im gleichen Jahr zum Prüfer ausbilden ließ und fortan Obmann geblieben ist.
Aus der Idee des Redakteurs hat sich seitdem viel entwickelt. Um die Menschen zur Bewegung zu animieren, stiftete die Zeitung Preise, die unter den Abzeichen-Trägern verlost wurden. „In den ersten Jahren kam jeder für sich auf den Sportplatz, das hat uns manchmal das Training etwas durcheinandergebracht. Deswegen habe ich 1979 beschlossen, Trainings- und Prüfungstage abzubieten und auch eine feierliche Überreichung der Abzeichen zu organisieren“, erklärt der Obmann.

92 Jahre, 49 Sportabzeichen

Josef Hoppe ist von Anfang an dabei. Heute ist er 92 Jahre alt und hat sein 49. Sportabzeichen in Gold gemacht. „Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr mein fünfzigstes schaffe“, lacht Josef Hoppe, der sich auch jetzt im Winter für die nächste Saison fit hält: „Bevor ich aufstehe, habe ich schon zehn Minuten Gymnastik im Bett hinter mir. Und ich gehe jeden Tag eine gute halbe Stunde an der frischen Luft. Auf meinem Rundweg jogge ich auch mal ein paar Schritte“, so der frühere Masseur. „Es interessiert mich einfach, wie fit ich bin und was ich noch schaffe. Das finde ich am Sportabzeichen so toll“, fügt Josef Hoppe hinzu.
Der Dienstagabend um 18 Uhr ist in Hoppes Kalender ein fester Termin. „Dann macht Herr Gutting Training. Der macht das super. Am Anfang muss jeder erst einmal um den Sportplatz laufen, später machen wir Gymnastik und die Übungen des Sportabzeichens. Und dann kommen die Tage, wo er das Sportabzeichen abnimmt. Da versuche ich, das Beste herauszuholen“, erzählt Josef Hoppe.

Vorfreude auf das Jubiläumsjahr

9887 Sportabzeichen haben Kinder, Frauen und Männer bis heute beim Turnerbund Emmendingen abgelegt – 2014 allein 308. „Uns fehlen also nur noch 113 bis zum Zehntausendsten Sportabzeichen. Das schaffen wir im nächsten Jahr sicher. Das ist ein tolles Ergebnis im 40. Jubiläumsjahr des Sportabzeichens in unserem Verein“, freut sich Helge Gutting, der heute einer von insgesamt sechs Prüfern im Verein ist.
Die hohe Zahl der Absolventen ist auch ein Ergebnis der Kooperation des Vereins mit Schulen. Dazu gehört die Eduard-Spranger-Schule, die Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung besuchen. Helge Gutting hat die entsprechende Prüfberechtigung erworben und kommt an zwei Terminen im Monat zum Training bei der Schule vorbei.
Gutting steckt viel Energie in das Deutsche Sportabzeichen: „Wir geben uns Mühe. Als 1990 Emmendingen 400 Jahre Stadtrechte feierte, haben wir extra einen Stand auf dem Marktplatz aufgebaut und die Leute angesprochen, doch mitzumachen und beim Erreichen unseres Ziels von 400 Sportabzeichen mitzuhelfen. Am Ende waren es dann 417 Abzeichen.“ Seit 2009 freut sich der Verein auch auf den jährlichen Tag des Minisportabzeichens, zu dem immer 350 bis 400 Kinder kommen.

Jeder Tag für das Deutsche Sportabzeichen

„Es ist schon eine lange Zeit, die mich mit dem Sportabzeichen verbindet“, resümiert Gutting. Eine Zeit, die ihm auch viele lustige Erlebnisse verschafft hat: „Jahrelang kam immer am Silvestertag ein Jugendlicher, der unbedingt noch schnell das Deutsche Sportabzeichen schaffen wollte. Er hatte sich das das ganze Jahr über vorgenommen, aber erst auf den letzten Drücker geschafft. Zum Glück gab es einen netten Prüfer, der sich dann bei auch Regen oder Schnee erbarmte und die Zeiten und Weiten abnahm“, lacht Helge Gutting.

(Quelle: wirkhaus)