Nach einer hoffentlich für den größten Teil der Olympiakader erfolgreichen Qualifikation und Nominierung (am 21.12. und 25.01.) solle die deutsche Olympiamannschaft in Turin in den Kampf um die Spitzensposition in der Nationenwertung eingreifen und damit an die Ergebnisse zurückliegender Winterspiele anknüpfen, brachte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach gestern im Olympiapark in München seine Erwartungen an die deutsche Olympiamannschaft auf den Punkt.
Ein spezielles Informationsseminar hatte exakt 59 Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele die Leiterinnen und Leiter der Teilmannschaften der Olympiamannschaft Turin 2006 im Olympiapark in München zusammengeführt. Steinbach führte auch in seiner Funktion als Chef de Mission in die Tagung ein und äußerte dabei zunächst zentrale sportliche Zielsetzungen für das Team, das in Nagano 1998 Platz eins, in Salt Lake City knapp geschlagen von Norwegen Platz 2 in der Nationenwertung vor den USA, Russland und Kanada belegt hatte.
Darüber hinaus soll die deutsche Mannschaft mit fairem Verhalten in- und außerhalb des Wettkampfs, geschlossenem Auftreten und dopingfreien Leistungen überzeugen. Um Unterstützung bat Steinbach auch für Georg Hackl, der sich im Rahmen einer Nachwahl um einen Sitz in der IOC-Aktivenkommission bewirbt. Hackl könnte auf diesem Wege nach Prof. Walther Tröger und Dr. Thomas Bach drittes deutsches IOC-Mitglied werden. Dr. Bach bewirbt sich in Turin, nach seinem turnusbedingten Ausscheiden als Vizepräsident vor zwei Jahren seinerseits erneut um einen Platz in der IOC-Exekutive.
Weitestgehend festgelegt sind Struktur, Arbeitsweise und Organisation der Mannschaftsleitung. Die Delegationsleitung besteht aus dem NOK-Präsidenten und den in Turin anwesenden Präsidiumsmitgliedern. Chef de Mission ist NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Stellvertreter NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank, NOK-Abteilungsleiterin Sabine Krapf und DSB/BL-Geschäftsführer Jörg Ziegler.
Mit Stand vom 14.12. haben bereits 142 Sportlerinnen und Sportler die von den Fachverbänden in Abstimmung mit NOK und DSB erarbeiteten Qualifikationsnormen erreicht. Ein starker Saisonauftakt der Wintersportler, insbesondere im Rennrodeln, Bob, Eisschnelllauf, Biathlon, Skilanglauf und der Nordischen Kombination lässt die Verantwortlichen von einem bislang gelungenen Start in den olympischen Skiwinter sprechen. Auch die Entwicklungen im Shortrack, Springen, Eiskunstlauf, Snowboard und Eishockey geben Anlass zu Optimismus. Sorge bereiten dagegen die verletzungsbedingte Ausfälle, zuletzt von Hilde Gerg und Maria Riesch, im alpinen Skilauf. Mit dem Karriere-Ende von Gunda Niemann-Stirmemann, Monique Garbrecht-Enfeldt, Christoph Langen und Frank Luck muss die deutsche Olympiamannschaft darüber hinaus den Ausfall einiger starker Leistungsträger der vergangenen Olympiaden kompensieren. Doch neben den bislang erzielten Leistungen des Skiwinters spricht auch die Tatsache, bis auf den Curling-Bereich der Frauen voraussichtlich alle Disziplinen in Turin besetzen zu können, für sich.
Bekannt sind die logistischen Herausforderungen, die auf die Aktiven und ihre Betreuer zukommen werden. Sie führen unter anderem zu einer Aufteilung zentraler Einrichtungen wie des deutschen Mannschaftsbüros (in drei Geschäftsstellen in Turin, Sestriere und Bardonecchia) und des von der Deutschen Sportmarketing GmbH unter Leitung von Geschäftsführer Achten organisierten Deutschen Hauses (Zentraler Standort Sestriere mit Dependance in Turin). Zusätzlich soll die Nutzung moderner elektronischer Übertragungsmöglichkeiten die Überbrückung der Distanzen zum Nutzen der Mannschaftsleitung und auch der Medienvertreter erleichtern, über deren Betreuung die Mannschaftssprecher Michael Schirp und Marcus Schick die Teilmannschaften informierten. Umfang und Stellenwert der medizinische Betreuung und Begleitung der Olympiamannschaft erläuterte in München Prof. Dr. Wilfried Kindermann, der sämtliche Vorbereitungen koordiniert. Die Leitung der medizinischen Abteilung in Turin liegt in den Händen von Dr. Georg Huber. Dr. Roland Augustin (Nationale Anti Doping Agentur) ergänzte detailliert die in Turin verbindlichen Anti-Doping-Bestimmungen, Stefanie Teeuwen die Leistungen der Aktivenvertretung, die Herren Schütt (Katholische Kirche Deutschland) und Weber (Evangelische Kirche Deutschland) Angebote seelsorgerischer Betreuung.