Stichwort: Sport und Gesundheit

Fünf Fragen an Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer, Sportmediziner an der Universität Frankfurt und Gesundheitsbeauftragter des DOSB.

 

Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer fordert mehr Finanzmittel für die Prävention. Bild: Uni Frankfurt
Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer fordert mehr Finanzmittel für die Prävention. Bild: Uni Frankfurt

In der Badenweiler Erklärung sind Strategien für gesundheitliche Prävention in Europa formuliert. Wie bewerten Sie diese Erklärung? 

Banzer: Ich denke, diese Erklärung ist wirklich sehr gut. Es handelt sich um eine echte Absichtserklärung, in einem bestimmten Zeitraum in Deutschland etwas zu erreichen. Das hat es bisher noch nicht gegeben. In der Vergangenheit standen fast immer nur die Ernährung und die Industrie im Fokus. In Badenweiler herrschte großes Einvernehmen darüber, dass Aktivität und der Sport, der über die Bewegung im Alltag hinaus geht, besondere Effekte und Benefits zeigt. Die NGO’s - Non-Governmental Organization - im Sport wurden als wichtige Dienstleister und Partner anerkannt. 

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Aspekte der Erklärung? 

Banzer: Vor allem die konkreten Absichtserklärungen sind ein enorm wichtiger Bestandteil der Badenweiler-Erklärung. Bis 2010 soll zum Beispiel 10% mehr Menschen die Empfehlung erreichen, eine halbe Stunde am Tag körperlich aktiv zu sein. 20% mehr Menschen sollen bis 2010 täglich fünf Portionen Obst und Gemüse essen und damit den Anteil von Obst- und Gemüse in der täglichen Ernährung erhöhen. 30% mehr Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung, wie Kindergärten, Schulen, Kantinen und Seniorenheime, sollen bis 2010 gesunde Mahlzeiten anbieten. 

Wie sieht es mit der Umsetzung der Absichten aus? Auf welchem Wege sollen diese Ziele nun erreicht werden?  

Banzer: Das ist natürlich nun die entscheidende Aufgabe. Es müssen konkrete Lösungsansätze gefunden werden. Dabei ist das Präventionsgesetz enorm wichtig. In meinem Beitrag in Badenweiler habe ich daher auch auf drei für mich entscheidende Aspekte hingewiesen. Erstens: Die Lawine des Bewegungsmangels ist momentan nicht aufzuhalten. Zweitens: Bisher hat Prävention nur einen Alibi-Charakter. Das wird ganz deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass lediglich drei bis fünf Prozent der Gesamtausgaben im Bereich Gesundheit für Prävention verwendet werden. Das heißt, es müssen einfach wesentlich mehr Finanzmittel in die Prävention fließen. Drittens: Der organisierte Sport ist ein ganz wichtiger Partner im Gesundheitssystem. Hier sitzen die Experten. 

Stichwort Präventionsgesetz: Welche Unterstützung erhoffen Sie momentan von der Regierung? 

Banzer: Im Präventionsgesetz muss der Sport fest verankert bleiben, denn er kann ein wesentlicher Partner in der Umsetzung des Gesetzes sein. Der Entwurf ist noch auf dem Stand von 2005. Nun wird die Pflegeversicherung verhandelt, so dass ich mir wenig Hoffnung auf ein ernstzunehmendes Präventionsgesetz in dieser Legislaturperiode mache.

Wie kann aus Ihrer Sicht der Stellenwert der Sportvereine noch weiter gestärkt werden? 

Banzer: Wir müssen einfach weiterhin sehr viel Lobbyarbeit leisten, wie es auch in der Vergangenheit erfolgt ist. Dabei ist es wichtig, immer positiv zu formulieren. Es ist zum Beispiel leicht, in funktionierende Netzwerke zu investieren. In Badenweiler haben wir sehr viel Zuspruch bekommen, unter anderem von den beiden Staatssekretären Marion Caspers-Merk (SPD) und Dr. Gerd Müller (CSU). Ich denke, die Politik kann sich beim Thema Prävention dem organisierten Sport gegenüber nicht länger verschließen.


  • Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer fordert mehr Finanzmittel für die Prävention. Bild: Uni Frankfurt
    Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer fordert mehr Finanzmittel für die Prävention. Bild: Uni Frankfurt