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Kurt Staudenmeyer aus Deggingen hat dem Sport immer den Vorrang gegeben und dafür sogar Mädels links liegen lassen.
Kurt Staudenmeyer (2.v.l.) mit seiner Turnerriege 1950
„Mein ganzes Leben war Sport“. So beginnt Kurt Staudenmeyer mit seiner Geschichte. Und die ist genauso bewegend wie eindrucksvoll. Auf 130 Turnfesten hat der heute 90-Jährige um Medaillen und Titel gekämpft, beim ersten war er gerade mal 10 Jahre alt. In mehreren Alben bewahrt Kurt Staudenmeyer hunderte Fotos und dutzende Urkunden auf. In seinem Flur hängen über 80 Medaillen und Sportabzeichen.
Mit Blick auf die Trainingsbedingungen ist diese Ausbeute schon eine kleine Sensation. Die Sportlerkarriere des Jungen begann nämlich in einer alten Bretterhütte. „Wir hatten damals im Turnverein Deggingen keine richtige Sporthalle, also haben wir die Hütte genutzt“, erinnert sich der 90-Jährige. „Der Wind hat durch jede Ritze gepfiffen, auch Strom und Licht gab es nicht. Um auch im Winter trainieren zu können, haben wir Turner einen Ofen besorgt, und jeder von uns hat zum Training ein paar Scheite Holz mitgebracht“, lacht Kurt Staudenmeyer. Trotz der provisorischen Verhältnisse gingen die sportbegeisterten Kinder und Jugendlichen mit viel Elan und Durchhaltevermögen ans Werk. Und Kurt Staudenmeyer entdeckte schnell sein Talent. „Ich spielte damals Handball und liebte die Leichtathletik. Aber meine große Leidenschaft gehörte schon als Kind dem Turnen, besonders dem Reck.“ Vom Krieg und ungeahnten Möglichkeiten
Acht Tage, nachdem Kurt Staudenmeyer 1939 als 17-Jähriger bei einem Turnfest die Bronzemedaille im Mehrkampf holte, änderte sich von einem Tag auf den anderen alles: Der Zweite Weltkrieg brach aus. Ein halbes Jahr später wurde Kurt Staudenmeyer zur Marine eingezogen. In der Grundausbildung in Bremerhaven hörte der junge Mann erstmals vom Sportabzeichen. „Unser Ausbilder sagte uns, dass wir die Prüfungen ablegen können und die Turnhalle nutzen können, um uns vorzubereiten“, erinnert er sich. Und Kurt Staudenmeyer entdeckte eine Welt, die er so nicht kannte. „Die Sporthalle beim Militär war das Beste, das ich jemals gesehen hatte. Zwei Drittel der Halle hatten einen ganz normalen Boden und ein Drittel war Sandgrube. So konnten wir in der Halle auch Weitsprung und Kugelstoßen machen“, schwärmt Staudenmeyer noch heute. Der junge Matrose war so fasziniert, dass er jeden Abend in der Halle anzutreffen war – ohne Ausnahme. „Ich habe meist alleine trainiert, während die anderen tanzen waren“, erinnert er sich. Aber der Fleiß wurde belohnt: 1940 legte Kurt Staudenmeyer beim Militär sein erstes Sportabzeichen ab, und es sollten noch viele folgen.
In den Kriegsjahren diente er auf einem Minen-Suchboot und kehrte 1946 in die Heimat zurück. Drei Finger seiner linken Hand hat der Minen-Einsatz gefordert. Der Ausstrahlung des sportlichen jungen Mannes tat das aber keinen Abbruch. Direkt nach seiner Heimkehr lernte er Maria aus dem Saarland kennen und noch im selben Jahr wurde geheiratet. Sieben Jahre lang lebte das junge Paar im Saarland, bevor Kurt Staudenmeyer das Heimweh packte und ihn gemeinsam mit seiner Frau zurück ins schwäbische Deggingen brachte. Hier trat er 1954 die Stelle als Hausmeister des Schulhauses an, die er bis zu einer Pensionierung hatte. Genau seit diesem Jahr legte Kurt Staudenmeyer auch jährlich das Deutsche Sportabzeichen ab. Eine runde Zahl
2011 wurde Kurt Staudenmeyer im Alter von 88 Jahren als ältester männlicher Sportabzeichen-Absolvent des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. „Ich wurde damals nach Stuttgart eingeladen, wo mir das 40. Goldene Sportabzeichen feierlich überreicht wurde. Das war ein ganz besonderer Moment und eine wirklich große Ehre“, erinnert er sich und fügt augenzwinkernd hinzu: „Wenn ich in den Kriegsjahren und der Zeit im Saarland nicht pausiert hätte, wäre ich bestimmt auf 60 Sportabzeichen gekommen.“
Heute, im Alter von 90 Jahren, stellt sich Kurt Staudenmeyer nicht mehr den Anforderungen. Vor allem, weil es seine Gesundheit nicht mehr zulässt. Das heißt aber nicht, dass er gar keinen Sport mehr macht. Während seine Nachbarn und Sportskollegen von früher auf ein Bier in die Wirtschaft gehen, steigt Kurt Staudenmeyer aufs Fahrrad und dreht seine Runden. „Man muss was tun, auch im hohen Alter“, sagt er selbstsicher. „Mein ganzes Leben ist eben Sport.“
Kurt Staudenmeyer (2.v.l.) mit seiner Turnerriege 1950
Die Turnerhütte in Deggingen 1938
Die Pokale, Urkunden und Sportabzeichen des Kurt Staudenmeyer
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